Afrika

MEWAIKI
Ein genial einfaches und einfach wirkungsvolles Projekt

Alles begann im Jahr 2003 mit einem afrikanischen Waisenjungen. Damals lebte die Pfarrersfamilie Burkhardt aus Steinheim noch an Fuß des Kilimandscharo. Sie nahmen den Jungen aus Mitleid bei sich auf. Aus dem Anfang mit einem Waisen ist inzwischen eine große Sache geworden. Mehr als 5000 Waisen sind mittlerweile registriert und viele davon bekommen Hilfe: Medizin, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Schulbildung und, und, und. Das Projekt wächst und wächst.

Dass aus einem winzigen Waisenprojekt eine gigantische Sache wurde, hat sehr viel mit einem seltsamen Erlebnis zu tun.

MeWaiKi Straßenkinder von Karatu

Es geschah während der ersten Laubener „Reise zu den Waisen“ 2008 –
Eine Begegnung mit Straßenkindern

Acht Leute unserer Kirchengemeinde hatten im Städtchen „Karatu“ übernachtet. Vor dem Frühstück wollten wir uns kurz die Beine vertreten, auf einmal standen sechs völlig verdreckte kleine Jungs vor uns, gähnten und räkelten sich. „Wo kommt ihr denn heute schon her?“, fragte ich, „Von da drüben“, sie zeigten auf einen winzigen Verschlag: kein Fenster, keine Tür, leere Zementsäcke am Boden. „Damit decken wir uns zu“, sagte Danieli, ihr Sprecher. „Und die Hunde?“ „Die schützen uns vor den Hyänen.“

Eigentlich gibt es nichts Misstrauischeres als Straßenkinder. Aber der kleine Kerl fasste Vertrauen, packte aus und erzählte und erzählte! Und mir wurde heiß und kalt. Beim gemeinsamen Frühstück mit den Jungs fasste ich den Entschluss: Wir müssen dafür sorgen, dass aus Waisenkindern keine Straßenkinder werden.

MeWaiKi Straßenkinder von Karatu mit Pfarrer Stefan Scheuerl

So gründeten wir MEWAIKI.

Mittlerweile sind mehrere Kirchengemeinden in und um Karatu im Waisenprojekt. Und inzwischen unterstützt nicht nur Lauben, sondern das ganze Dekanat dieses geniale Waisenprojekt. Damit aus Waisenkindern keine Straßenkinder werden! Und es klappt!

Machen auch Sie mit! Verhelfen auch Sie einem Kind zu einem menschenwürdigen Leben.


Nähere Informationen zum MEWAIKI-Projekt erfahren Sie auf unserer Internetseite www.mewaiki.de

 


 

Berichte von Stefan Scheuerl
aus der Arusha Diözese, Tansania

 

Wie die Träumenden

Gerade komme ich von einem historischen Ereignis zurück. Erstmals hat eine „Hausgemeinde“ – hier gehören alle Evangelischen automatisch zu einer Hausgemeinde – ihr wöchentliches Treffen bei einer kranken Witwe abgehalten. Man trifft sich Samstags um 6.00 (!) Uhr. Erstmals brachten sie ihr spezielles Opfer für die Diakonie mit: Geld und Sachspenden. Erstmals gab es heute außer Gebeten und Liedern auch Frühstück für alle. Anschließend überreichte die Gruppe der Witwe Geschenke und nahm sie in die Mitte, um für sie zu beten.  Das Leuchten im Gesicht dieser vom Leid gezeichneten Frau war soo stark! Die ganze Zeit noch sehe ich dieses Gesicht vor mir. Mir fiel der Psalmvers ein: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, werden wir sein, wie die Träumenden, dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein“. So ähnlich muss das aussehen!

Stefan Scheuerl auf seinem MotorradAls ich dann auf mein Motorrad stieg, um heimzufahren, hörte ich, wie die Männer sagten: „Wie konnten wir die Witwen nur so vergessen! Wie viel Segen ist uns da entgangen“ und: „Das war ein historisches Ereignis, das werden sie bald in ganz Tansania nachmachen.“

Tatsächlich: In einer ganz abgelegenen Gemeinde hinter den sieben Bergen haben sie das nach meiner Lehre letzte Woche zu meiner Überraschung sofort umgesetzt. Der Pfarrer rief mich drei Tage später an und sagte: „Du wirst es nicht glauben! Hier hat einer für die Witwe am Samstag einen großen Ziegenbock geschlachtet. Wir sind erst nachmittags um 2.00 Uhr vom „Frühstück“ heimgegangen. Die Freude war unbeschreiblich.“ Was dieser geschlachtete Ziegenbock bedeutet, wird nur der verstehen, der weiß, wie niedrig die Witwen in der Gesellschaft stehen und welch eine Ehre es ist, wenn man für jemand eine Ziege schlachtet. Auch er sagte, als ich wegfuhr: „Das, was du da bringst, das werden sie überall nachmachen, in ganz Tansania“. Es klappt also! Was die „Weisen und Klugen“ nicht einmal versucht haben, setzen die einfachen Leute um.

Stefan Scheuerl in TansaniaUnser diakonisches Konzept ruht auf dieser Überzeugung: Gott ist der Vater der Waisen, die Kirche ihre Mutter und jeder Christ ist ein Diakon. Konkret heißt das: Ehrenamtliche der Hausgemeinden besuchen erfassen zunächst die Witwen und Waisen, später alle Bedürftigen. Nach genauer Absprache mit der Witwe und ihrer Familie entscheiden die Hausgemeindeleiter, wie man vorgeht, um der Frau zu helfen, damit sie sich möglichst selbst versorgen kann.

Nach Jahren von schweren Kämpfen und enormen Anfechtungen sehen wir nun also die ersten Früchte. Das Verrückte ist dies: Nach wie vor ist alles in der Schwebe; Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung, Lohn, Absicherung, Zukunft. Ich komme immer noch ganz unscheinbar daher, als Mit-Fahrer auf dem Moped-Taxi, Mit-Esser, Mit-Wohner; buchstäblich hemdsärmelig, oft verwirrt, unsicher, ausgeliefert, angewiesen. In der Ohnmacht erlebe ich gleichzeitig enorme Vollmacht. Die Leute hören manchmal mit vor Staunen offenem Mund zu, wenn ich rede.

Danke für Eure Gebete!
Bis demnächst, Euer Stefan Scheuerl